Friedenstaube mit Kindern schwarz-weiß

Kinder und der Ukraine-Krieg

Was und wie du mit deinem Kind über den Krieg kommunizierst

TEIL 2

Oleksandra ist 17. Sie informiert sich selbständig über den Krieg. Ihre Mutter spricht mit ihr wie mit einer Erwachsenen darüber. Kyrylo ist 9. Er zeichnet Kriegsbilder anstatt Batman oder Spiderman. Seine Mutter findet es furchtbar. Oleksandra und Kyrylo sind Geschwister. Ihre Mama: Olena Selenska, Ukraines First Lady.

Meine Tochter ist 5. Jana sagt Dinge wie „Töten gehört nur zum Krieg“. Der Satz kam als ich neulich ihrer Ruhe zuliebe eine halblebendige Fliege im Kinderzimmer zermatschte. Das Thema Krieg scheint bereits ein Teil von ihr zu sein. So wie bei anderen Kindern.

Der Krieg in der Urkaine ist mit all seinen Folgen überall präsent: Direkt oder indirekt. In den Nachrichten, sobald wir das Radio oder den Fernseher einschalten. In Zeitungen am Kiosk, sobald wir vorbeigehen. In Social Media, sobald wir uns die Story einer Freundin ein paar Sekunden abspielen. Der Krieg ist Thema zuhause. In der Schule. Vielleicht in der KiTa. Beim Hobby. Zu Ostern. Zum 1. Mai. Zum Muttertag.

Wie unsere Kinder darauf reagieren hängt häufig damit zusammen, wie wir Erwachsene damit umgehen. Sind wir traurig, ängstlich, bedrückt – dann färbt diese Stimmung auf die Kleinen ab.

Bereits Kleinkinder interessieren sich für den Krieg

Ob mit drei, fünf- oder fünfzehn – über den Krieg mit Kindern zu reden ist schrecklich, aber wichtig. Diese Empfehlung bestätigt auch der Elternberater Christian Keller aus dem pme Familienservice beispielsweise.

Wie sollte die Kommunikation darüber sein? Altersgemäß, authentisch, einfach und empathisch. Dazu rät auch Dr. Maya Götz. Die Medienpädagogin erläutert das in einem Interview mit der Elefantenseite für die „Sendung mit der Maus“.

Bereits Zweijährige reagieren auf das Thema Krieg. Die ganz Kleinen fragen jedoch nicht proaktiv danach und es belastet sie meist nicht. Spielen sie doch den Krieg nach, kann eine ganz einfache Erklärung wie „Ja, es stimmt. Es wir gekämpft.“ hilfreich sein.

Drei- bis Vierjährige können eine etwas ausführlichere Erklärung über den Krieg vertragen. Dennoch ohne zu viel Emotionen. Ähnlich ist es bei Fünfjährigen. Sie haben oft bereits Bilder über den Krieg im Kopf. Vielleicht auch Geräusche, die sie mit diesem schrecklichen Ereignis verbinden. Daher ist es für dieses Alter wichtig, Kinder erzählen oder fragen zu lassen. Fragt das Kind sehr oft nach dem Krieg, dann sollten Eltern dies ernst nehmen und mit ihm darüber sprechen. So einfach, aber ehrlich wie möglich.

Vorschulkinder und Teenager wissen mehr

Vorschulkinder nehmen sehr wahrscheindlich den Krieg etwas intensiver wahr. Vermutlich drücken sie das, was sie darüber gesehen, gehört oder gespürt haben, in Bildern oder Spielen aus. Auch in diesem Fall gilt: So einfach wie möglich die Dinge erklären. Nicht proaktiv, jedoch authentisch. Empathisch, dennoch ohne übertriebene Emotionen. Denn zu viele Emotionen können die Kids nicht so gut zuordnen. Das überfordert sie nun ziemlich schnell.  

Was noch dabei hilft: Einfach das Kind beobachten. Wie geht das Kind damit um, was Mama und Papa erzählen? Ist es zu viel? Oder zu wenig? Macht es dem Kind Angst, Stress? Leidet das Kind womöglich unter Albtäumen, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit?

Teenager wiederum können ganz anders sein. Verschwiegen, verschlossen. Bei ihnen ist es zudem so, dass weniger die Eltern und vielmehr die Peer Group, also die Freunde, die wichtigsten Bezugspersonen für sie sind. Auch der Social-Media-Einfluss lässt sich kaum durch die Eltern steuern.

Keller rät dazu, „bewusst Anlässe schaffen, um sich gemeinsam zu Themen informieren, etwa in der Tagesschau, auf You-Tube oder durch einen Social-Media-Post. So können Eltern versuchen, Nachrichten zu filtern, zu erklären, gemeinsam mit ihrem Kind zu hinterfragen, besonders, wenn Fake-News – online oder offline – die Runde machen. Vielleicht kommt dafür ein Medien-Konsum-Vertrag mit dem Kind infrage.

Eine wichtige Botschaft sollten wir, Eltern,  bei unserer Kommunikation immer senden: „Du bist hier sicher. Du bist nicht allein.“

Aufklärungsangebote für Kinder nutzen

Neben der wichtigsten Botschaft – „du bist hier sicher“ – können und sollten Eltern und Kinder, auch Pädagog:innen, verschiedene Angebote und Informationsmöglichkeit je nach Alter nutzen. So lässt sich etwas mehr Ruhe und Stabilität in den stressigen Alltag der Kinder, aber auch der Erwachsenen, hereinbringen.

Tolle Möglichkeiten dafür sind zum Beispiel kindgerechte Nachrichten und Sendungen wie etwa „Die Sendung mit der Maus“, das Reportermagazin für Kinder „Neuneinhalb“ oder die Kinder-Nachrichten von „Logo“. KiKa bietet mit Checker Tobi verschiedene „CheX Spezial“-Folgen über den Ukraine-Krieg. Aber auch das eventuell vorab filtern.

Kinder über den Krieg aufklären

Über den Krieg machen sich nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder, viele Gedanken. Als Eltern können wir etwas dagegen unternehmen. Zum Beispiel zusammen mit dem Kind sich darüber informieren. Diese an die Bedürfnisse der Kinder angepassten Medien helfen dabei:

  • Erklärvideos von SRF ab Grundschulalter auf You-Tube sehen
  • Padlet zum Thema „Krieg und Flucht anschauen
  • Podcast über Kinderzeitungen zum Thema Krieg anhören
  • Buch lesen: Zum Beispiel „Du hast angefangen – Nein du!“ von David McKee/ab circa 5 Jahren

Gemeinsam gegen den Krieg hilft

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, gegen den Krieg in der Ukraine etwas zu tun. Leider können wir den Krieg damit nicht beenden. Aber ein Zeichen setzen. Und das wiederum ist etwas, was doch sinnvoll ist, behauptet Dr. Annegret Wolf.

Im Podcast „Big Bäääm“ erklärt sie Maike, Bela und Emilia, warum das so ist: Eine Krise, was der Krieg auch ist, ist eine Chance zusammen zu wachsen. Für das ukrainische Volk ist es wichtig zu wissen, dass irgendwo auf der Welt andere Menschen hinter ihnen stehen. Annegret Wolf stellt dieses Phänomen als „social cure“ vor. Übersetzt bedeutet das „gemeinschaftliches Heilmittel“.

Wie können wir außer spenden und demonstrieren noch mehr Zeichen gegen den Ukraine-Krieg (aber auch gegen jeden anderen) setzen? Zum Beispiel auf diese Art:

  • geflüchtete ukrainische Familie aufnehmen
  • Friedenstauben basteln, verkaufen, den Erlös spenden
  • ein Foto deiner Friedenstaube Medien-Projekten senden, beispielsweise an kinderzeitung@kleinezeitung.at Kennwort: Frieden
  • KinderFlohmarkt in der Schule oder KiTa organisieren und den Erlös spenden
  • eine Schatzkiste für ukrainische Kinder schenken
  • ein Friedensgebet als Ritual in der KiTa oder in der Schule vorschlagen
  • an internationalen Friedensprojekten teilnehmen
  • malen, singen, schreiben
  • an Bastel- oder Backaktionen zugunsten der Ukraine teilnehmen

Sorge auch für dich selbst

Indem wir zum Beispiel wie Finn und Lenn Friedenstauben basteln und den Erlös für die Ukraine spenden, tun wir auch uns selbst etwas Gutes. Ja, das ist ok: Dass wir positiv und weiterhin aktiv bleiben, weitermachen, uns ablenken. Denn das stärkt uns mental. Energie tanken, Ressourcen aufbauen, aus der wir, vor allem, in Krisenzeiten schöpfen, ist überlebenswichtig. Gerade jetzt. Nach mehr als zwei Jahren Pandemie.

Auch für sich selbst sorgen, sich etwas Gutes tun, ist vollkommen in Ordnung. Vielleicht mag dein Kind entspannen, spielen, genießen, draußen an der frischen Luft sein. Dann tut es. Auch Kinder-Yoga ist eine schöne und gesunde Alternative zum Ablenken. Auf dem Instagram-Blogprofil findest du auch ein Video dazu.

Bei Kummer und Fragen rund um den Krieg unterstützen ebenfalls:

Noch eine wichtige Sache hilft am meisten: An das glauben, was Maike, Bela, Emilia in „Big Bäääm“ offenbaren. Nämlich an die Menschlichlichkeit, unsere „größte Hoffnung“. So wollen wir hoffen, dass dieser Krieg sehr bald vorbei ist.

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