Soll ich mit meinem Kind über den Krieg sprechen?
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Mama, wenn der Krieg hier in Deutschland wäre, das wäre ja ganz schlimm, oder? Diese Frage meiner fünfjährigen Tochter schüttelt mich wach an einem frühen Morgen Anfang März. Seit dem 24. Februar 2022 herrscht im 21. Jahrhundert ungefähr 1.500 km nah an Deutschland Krieg in der Ukraine. An diesem Tag ist Europa, aber auch die ganze Welt, in einer neuen Realität aufgewacht.
Wie erkläre ich meinem Kind, was Krieg bedeutet? Diese Frage beschäftigt ganz bestimmt nicht nur mich und mein Kind, sondern viele Menschen rund um den Globus. Mit welchen Worten drücke ich das aus, was Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer, darunter 7,5 Millionen Kinder, in diesem Krieg täglich hautnah erleben müssen? Der Krieg zerstört nicht nur Infrastrukturen des Landes. Der Krieg zerstört Leben.
Ukraine-Krieg: Kinder sterben, fliehen und verhungern
Aus Berichten der „Tagesschau“ zum 12. April wird es klar: Insgesamt sind 4,5 Millionen Menschen – 90 Prozent davon Frauen und Kinder – seit Beginn des Krieges aus dem Land geflohen. 2,8 Millionen Kinder bis 18 Jahren sind bis jetzt innerhalb der Ukraine vertrieben. 2 Millionen Kinder sind ins Ausland geflohen. Die Hälfte der Kinder, die noch in der Ukraine leben, leiden unter Hungersnot. Laut ukrainischer Justiz sind bis Anfang Juni 240 Kinder getötet, 440 im Krieg verletzt worden. Bis jetzt. Es ist von einer immer höheren Dunkelziffer auszugehen.
Weiterhin teilt das Bundesinnenministerium auf Anfrage des „Mediendiensts Integration“ folgende Daten mit: Im Zeitraum vom 24. Februar bis zum 11. April 2022 sind mehr als 331.600 Kriegsgeflüchtete nach Deutschland eingereist. Offiziell dokumentiert sind alle Einreisen jedoch nicht. Ukrainische Staatsbürger:innen dürfen sich in die EU-Mitgliedsstaaten des Schengen Raums frei aufhalten.
Bundesländer geben Zahlen der Geflüchtete bekannt
Rund 100.000 Geflüchtete aus der Ukraine sind in Nordrhein-Westfalen registriert. 78.000 in Bayern, 50.000 in Baden-Württemberg, 17.000 in Rheinland-Pfalz, 16.800 Sachsen-Anhalt. Tatsächlich ist mit stets höheren Zahlen zu rechnen.
Schätzungsweise sind die Hälfte der Geflüchteten Kita- und Schulkinder. Zum 25. März haben mehr als 20.000 Kinder, dennoch viel zu wenig, einen Platz in einem deutschen Klassenzimmer gefunden, wie aus der Kulturministerkonferenz bekannt wird. Perspektivisch rechnet der Lehrerverband mit rund 250.000 Schülerinnen und Schülern.
Das Leben der Kinder in der Ukraine ist ein Albtraum
Teilweise oder total ruinierte Schulen, Spielplätze, Kinderkliniken und Kindergärten – das gehört seit dem 24. Februar zum Alltag der Kinder in der Ukraine. Viele davon verlieren ihr Zuhause, Familienmitglieder trennen sich. Manchmal für immer. Manchmal für eine ungewisse Zeit.
Mehr als 120.000 Kinder sind Medienberichten zufolge bereits nach Russland verschleppt worden. Die Kinder, Waisen oder keine, werden dort zur Adoption freigegeben. Als „Zug der Hoffnung“ bekannt wiederholt sich das Szenario von der 2014 besetzen Krim.
Darüber hinaus ist laut UNICEF die Lage in Waisenhäusern und Kinderheimen auch für Kinder mit Behinderung besonders beunruhigend. Rund 91.000 Kinder in diesen Einrichtungen benötigen Hilfe beim Evakuieren oder beim täglichen Überleben im Krieg.
Olena Selenska, Ehefrau des ukrainischen Präsidenten, erzählt in einem Interview mit der „Zeit“ über die Initiative „Flüge des Lebens“ zum Beispiel. Zusammen mit Brigitte Macron und Agatha Duda kümmert sie sich darum, krebskranke ukrainische Kinder zu evakuieren. Zudem bemüht sich Selenska um Brutkästen für Babys, die in Bunkern versorgt werden müssen. Auch das ist Alltag in der Ukraine.
Über Krieg sprechen ist schwer, im Krieg leben schwerer
Es mag hart sein mit Kindern über den Krieg zu sprechen. Noch härter ist es, im Krieg zu leben oder davor zu fliehen. „In Deutschland sind wir (noch) sicher. Aber es ist schlimm genug, dass so nah an uns so etwas passiert“, antwortete ich meiner Tochter. Ja, ich finde es verdammt wichtig, natürlich altersabhängig wohl dosiert, mit Kindern über den Krieg zu sprechen. Das ist jetzt unser Auftrag als Eltern.
Schon mal eine Friedenstaube mit deinem Kind gebastelt? Vielleicht hast du Lust, das heute auszuprobieren. Bei dieser Gelegenheit kannst du dich mit deiner Tochter oder mit deinem Sohn über den Krieg austauschen. Das tut bestimmt gut.
Wie du eine Friedenstaube faltest, zeige ich dir in einem Video auf Instagram. Schau einfach vorbei.
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