Wenn auch das letzte Türchen im Adventskalender auf ist, dann ist es endlich Weihnachten. Das Jahresende rückt näher und läutet die beste Zeit für das wichtigste Projekt des Jahres ein: Reflexion, Entschleunigung, Besinnung. Bist du bereit?
Wahrscheinlich schaust du ganz stolz auf viele Dinge zurück, die du 2022 erreicht hast – beruflich oder privat. Vielleicht gibt oder gab es aber auch etwas, was besser laufen könnte. Was war gut, was nicht so gut für dich dieses Jahr? Bevor du dir diese Frage im Stillen beantwortest, denk daran: Das Leben besteht schließlich aus vielen bunten Farben.
Zeitenwende Krieg
Zeitenwende. Das Wort des Jahres sagt mehr als tausend Worte. Für einen kurzen Moment sah es zum Anfang des Jahres sogar so aus, als ob es ein gutes werden konnte. Die Pandemie-Politik hierzulande schien Corona endlich im Griff zu haben. Lockdowns gehörten langsam der Vergangenheit an. Die beinah vergessene und lang ersehnte Normalität schritt leise immer weiter in unser Leben zurück.
Dann kam der 24. Februar: Im 21. Jahrhundert greift Russland die Ukraine an. Seitdem sterben viele unschuldigen Menschen, verhungern, frieren. Infrastrukturen sind massiv zerstört. Während wir uns in Deutschland fragen, ob und wie wir unseren Kindern den Krieg erklären, verlassen Millionen ukrainische Kinder, deren Mütter und Omas ihre Heimat. Die Männer – ihre Väter, Ehemänner, Brüder – müssen in der Ukraine bleiben, kämpfen, sterben.
Es ist beängstigend: Plötzlich kehrt der Krieg nach Europa zurück. Der brutale Krieg ist gegenwärtig. Und auch alltäglich geworden.
Zugleich wird die Verteidigungsfähigkeit in Deutschland auf den Prüfstand gestellt. Die Ampel-Regierung einigt sich auf 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr. Das Geld soll aus einem Ersatzteillager „wieder eine schlagkräftige Verteidigungsarmee für den nun denkbaren Ernstfall machen“. Richtig oder falsch? Deine Gedanken darüber überlasse ich an dieser Stelle dir.
Der Krieg in der Ukraine ist für mich der prägendste Zeitenwende-Moment für 2022.
Rückblick
Es gibt dennoch weitere Themen, die womöglich auch dich, beschäftigen und betreffen: Inflation, teure Lebensmittel, stets steigende Gas- und Strompreise. Mit „Doppelwumms“-Hilfspaketen versucht die Bundesregierung, die Menschen in Deutschland zu entlasten, so die Theorie. Nun ist aber die Frage: Wie schnell, effizient, transparent und gerecht erreichen uns diese Entlastungen?
Darüber hinaus markiert 2022 noch ein paar Zeitenwenden: Der Mindestlohn ist seit Oktober auf 12€ pro Stunde gestiegen. Gleichzeitig wird die Verdienstgrenze auf 520€ pro Monat angehoben. Im Sommer pendelten und reisten Menschen dank des 9-Euro-Tickets günstig mit dem Nah- und Regionalverkehr deutschlandweit. Der Nachfolger, das 49-Euro-Ticket, soll Ende des ersten Quartals 2023 kommen. Auch für den Nachfolger des Hartz-IV steht nichts mehr im Weg: Das Bürgergeld kommt doch noch ab Januar 2023.
2022 bleibt wahrscheinlich bei vielen in Erinnerung auch durch die bislang umstrittenste und teuerste WM in Katar. Oder vielleicht durch den Tod von zwei Personen, die Geschichte schrieben und das vergangene Zeitalter prägten: Queen Elisabeth und Michael Gorbatschow. Beide haben in Krisen- und Umbruchzeiten eine entscheidende Rolle in der Weltgeschichte gespielt.
Ausblick
Zeitenwende auch in Sache Kindergrundsicherung. Die Bundesfamilienministerin Lisa Paus verkündet: „Es ist Zeit für eine Kindergrundsicherung“. Wann die Kindergrundsicherung genau kommt und was sie mit sich bringt, ist noch nicht ganz klar.
Geplant ist ein einkommensunabhängiger Garantiebetrag und ein Zusatzbetrag, der zum Beispiel nach dem Einkommen der Familie gewichtet und sich dem kindlichen Existenzminimum orientieren wird. Eine Änderung des Kinderfreibetrags im Steuerrecht wird es laut Paus auch geben:
Lisa Paus will die Eckpunkte für die Kindergrundsicherung im Januar vorlegen. Bis Ende 2023 soll der Gesetzentwurf fertig sein. Die ersten Auszahlungen der Kindergrundsicherung gibt es demnach 2025.
Schließlich
Last, but not least teile ich eine liebe Erinnerung an die ökumenische Adventsandacht mit. Ich fand es einfach schön, wie der Pfarrer die Bedeutung des Wortes Advent „buchstabiert“, wie er es selbst sagte. Und das tat er, wie ich finde, in einer besinnlichen Art. Also, Zeit für ADVENT:
Pfarrer N.N.
A steht für andere Menschen
D steht für Dankbarkeit
V steht für Vorbereitung, Vorfreude auf das Weihnachtsfest
E steht für Erwartung
N steht für Neugier
T steht für Türchen
Türchen sind für mich wie neue Kapitel im Leben. Vielleicht sind für dich einige neue Türchen dieses Jahr aufgegangen, vielleicht hast du sie (selbst-)bewusst auf- oder zugemacht. Vielleicht ließen sich andere nicht öffnen, obwohl du es dir gewünscht hast. Wer weiß, vielleicht gehen sie doch noch im neuen Jahr auf.
Du weißt ja: Es ist Zeitenwende.