Mutterpass, Kölnpass und jetzt kommt auch der Kulturpass für 18-Jährige. Was und wer steckt dahinter? Was bietet das neue Geschenk der Bundesregierung und was nicht?
Die Idee: Der Kulturpass sieht ein einmaliges, virtuelles 200-Euro-Budget für Jugendliche vor, die 2023 ihren 18. Geburtstag feiern. So soll das Geschenk der Bundesregierung Teenager motivieren, mehr Kultur anstatt Computerspiele zu konsumieren. Gleichzeitig damit soll die in der Pandemie angeschlagene Kulturbranche nun verstärkt unterstützt werden.
Die Smartphones beiseitelegen und mal wieder mit Freunden ins Kino, Theater oder aufs Konzert gehen. Vielleicht eine Oper- oder Tanzaufführung besuchen. Das macht der Kulturpass für 18-Jährige nämlich möglich.
Er unterstützt somit nicht nur Jugendliche, sondern auch die lokalen Kulturanbieter. Allerdings kann der Kulturpass einiges doch nicht: Spotify, Netflix, Computerspiele oder Amazon beispielsweise.
Ab dem 14. Juni ist es so weit: Jugendliche können das Guthaben auf einer digitalen Plattform, als App oder als Website abrufbar, einlösen. Und das innerhalb von zwei Jahren.
Der Kulturpass ist ein Pilotprojekt
„Wir wollen junge Menschen für die Vielfalt der Kultur in unserem Land begeistern“, so Claudia Roth über das Ziel des Pilotprojekts. Für die Staatsministerin für Kultur und Medien ist das Projekt ein zentrales in ihrem Haus.
Also: Das Angebot richtet sich an alle junge Menschen bundesweit, die dieses Jahr volljährig werden. Das sind ungefähr 750.000. Damit sie die App nutzen können, müssen sich Berechtigte über die Onlineausweisfunktion des Personalausweises identifizieren. Für EU-Bürger geht das über die eID-Karte. Für Nicht-EU-Bürgerinnen über den elektronischen Aufenthaltstitel.
Kulturanbietende sollen ihre Produkte sowie Events ebenfalls auf der digitalen Plattform anmelden, damit Jugendliche auch ihre virtuellen Tickets dort buchen können. Die Anbieter aus der Kulturbranche registrieren sich über ihr Elster-Zertifikat. Erst nach einer Prüfung werden sie dann freigeschaltet. Die Kosten für das Angebot werden nachträglich erstattet.
Für die Initiative stellen die Bundesregierung und der Bundesfinanzminister Christian Lindner daher 100 Millionen Euro bereit. „Sehr knapp bemessen“, kommentiert Kulturrat-Geschäftsführer Olaf Zimmermann.
Ende des Jahres soll das Projekt Kulturpass evaluiert werden. Es ist denkbar, das Angebot zu erweitern, zum Beispiel für die Altersgruppe 15 bis 17 Jahre.
Der Kulturpass fördert doch nicht alles
Der Kulturpass fördert vieles: zum Beispiel Theater, Musical, Tanz, Zirkus, Kabarett, Comedy, Konzerte, Kinos, Ausstellungen, Denkmäler, Kirchen, Parks, Gärten, Museen, Lesungen, Festivals, physische Bücher, Tonträger und Noten sowie Musikinstrumente.
Aber der Pass für Kultur fördert dennoch einiges nicht: Sprach-, Musik- oder Tanzkurse, unter anderem. Produkte wie DVDs und Blue-rays, Streaming-Dienste sowie Computerspiele. Ausgenommen sind zudem kulturelle Veranstaltungen wie Volksfeste, Stadt- und Gemeindefeste, Familienfeier. Oder Besuche in Biergärten, Diskotheken, Clubs, Freizeitparks, Sportparks und Zoos.
Vorbild „pass culture“
Vorbild für den deutschen Kulturpass ist das Modell „pass culture“ in Frankreich. Dort gibt es den Kulturbonus für 18-Jährige bereits seit 2021. Inzwischen bekommen auch 15- bis 17-Jährige das Kulturgeld.
Italien unterstützt die Teenager landesweit mit 500 Euro innerhalb des „bonus cultura“, auch „Renzi bonus“ genannt. Sogar Spanien macht länger mit.
Auch interessant: Berlin schenkt jungen Erwachsenen zwischen 18 und 23 Jahren eine Jugendkulturkarte mit einem Guthaben von 50 Euro für viele Kulturorte.
Was ich darüber hinaus toll finde: Wenn auch jüngere Kinder davon profitieren. Denn mit Kultur in Berührung zu kommen – dafür ist es nie zu früh. Die Zeche zahlen wir am Ende eh alle.
Quellen:
https://www.zeit.de/campus/2023-04/kulturpass-18-jaehrige-bundesregierung-buecher-theater-kino
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/kulturpass-start-jugendliche-100.html
https://www.jugendkulturkarte.berlin/