Würfel fallen

Hallo Deutschland

Ich träumte von Deutschland. Seitdem ich Deutsch im Fremdsprachengymnasium fleißig lernte. Ich las „Die Leiden des jungen Werther“ oder „Kabale und Liebe“. Dann schrieb ich Aufsätze darüber. Das hat mir Spaß gemacht.

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Deutschland sollte es sein

An der Uni ging es weiter mit deutscher Literatur, Sprache sowie Landeskunde. Das war wohl mein Schicksal.

Ich hatte ein armes, aber spannendes Uni-Leben in Bulgarien: Auch damals, vor ungefähr 16 Jahren herrschte eine totale Perspektivlosigkeit in vielerlei Hinsichten. Doch wollte ich davon noch nicht fliehen. Die Partys waren cool.

Meine miserable Waisenrente, ein kleines Stipendium und das Ersparte von den Großeltern ging für mein bescheidenes Leben drauf. Ich war arm. Trotz meines schweren und traurigen Lebens nachdem ich meine Mutter verloren habe, war ich doch in irgendeiner Weise positiv eingestimmt. Wenn ich jetzt zurückblicke.

Perspektivenwechsel

Allerdings war das Uni-Leben nicht immer spannend. Langeweile kam auf. Das Gefühl von Sinnlosigkeit irgendwann auch. Ich spürte es. Besonders in den Sommerferien und an Sonntagen war die Stadt wie leer gefegt. Dann spürte ich diese Tristese am meisten. Ihr zweiter Name ist Perspektivlosigkeit.

Es ist eine Perspektivlosigkeit, die viele Menschen in Bulgarien auch nach 25 Jahren Demokratie leider immer noch stark empfinden. Nun wollte ich weg. Nach Deutschland. Wozu lerne ich schließlich seit der siebten Klasse Deutsch?

Auf Wiedersehen Heimat, hallo Wahlheimat

Wie im Rausch habe ich zusammen mit meinen Freundinnen alles vorbereitet: Wir wollten als Au-pairs arbeiten, möglichst alle in derselben Stadt leben. Eine schöne und große Stadt sollte es sein. So ist es auch gekommen. Bevor wir begreifen konnten, was wir in Wirklichkeit mit ein paar spontanen Bewerbungen ausgelöst haben, saß erstmal die eine, dann die zweite und dann die dritte von uns im Reisebus nach Deutschland. Dort erwarteten uns unsere neuen Familien, die Gastfamilien.

Mit etwas 50 DM, viel Mut und Neugier sowie jede Menge Abschieds-Tränen reiste ich nach Deutschland ab. Was mag mich wohl in diesem fernen, unbekannten Land erwarten? Etwa eine neue Familie, ein neues Zuhause? Bleiben oder nicht bleiben? Im verflixten siebten Jahr habe ich mich entschieden, in meiner Wahlheimat Deutschland zu bleiben. Es war keine leichte Entscheidung. Trotzdem bereue ich sie nicht.

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